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Juergen Elendt

Manuela Mast

Kinder, Kita, Keiner da!

Am 02.07.2022 trafen sich Aktive von den LINKEN, der DGB und ver.di, um gemeinsam ein klares Zeichen zu versenden. Denn schon lange ist der Mangel in den Kitas ein Problem, dem sich die LINKE nun verstärkt widmen möchte. Denn hier beginnt die Bildung und legt die ersten Steine für die soziale und persönliche Entwicklung. Doch: Es gibt einfach zu wenig Erzieher*innen für die hohen gesellschaftlichen Anforderungen in der Kita.

Nachfolgend einige Redebeiträge:

Keine Kürzung bei den Kurzen! - Charly Braun (DGB-Vorsitzender Heidekreis)

Über das Kita-Volksbegehren 2013 zu verschlechterten Qualitätsstandards sei eine Debatte entstanden, dass Bildungseinrichtungen mit altersangemessenen Pädagogik-Methoden arbeiten sollten. Die damligen Forderungen? Anhebung des Betreuungsschlüssels auf 3 Erzieher*innen eine Gruppe von 3-6jährigen, Fortbildungen zu Kinderpfleger*innen und Sozialassistent*innen sowie zusätzliche therapeutische und andere Fachkräfte. Es fehle ein Kita-Gesetz für notwendige Rahmenbedingungen wie anerkennende, angemessene Bezahlung. Doch dafür müsse man streiken. Die neuen Kita-Notverordnungen im Bezug auf den Ukraine-Krieg würden die Kitas zusätzlich unter Druck setzen, Ukraine-Kinder ohne weitere Betreuungsperson aufzunehmen. Ver.di fordere daher Mutterprachler*innen mit professionellen pädagogischem Hintergrund sowie Dolmetscher*innen und Kulturvermittler*innen für die Integration geflüchteter Kinder in den Kitas. Des Weiteren brauche es eine Ausbildungsoffensive mit bezahlter Ausbildung bei gleichem Qualifikationstniveau und Rahmenbedingungen für die Aufstockung auf Vollzeit. Daher heiße deren Forderung seit fast 25 Jahren: Keine Kürzung bei den Kurzen!


Wie viel kann ein Mensch noch ertragen? - Saskia Brünig (Fachoberschülerin Sozialpädagogik)

In verschiedenen Einrichtungen sei ihr täglich bewusster geworden, in welchem maroden Zustand unser Betreuungssystem eigentlich sei. Es mangele überall – nur nicht an Menschen, die auf dieses System angewiesen wären. Hilfsmittel wären zu wenig, zu alt, beschädigt, nicht geeignet oder auch einfach gar nicht erst da. Mitarbeiter*innen wären überarbeitet, unterbezahlt und oder nicht ausreichend weitergebildet. Ihre Generation sei erschöpft, kurz vor der Resignation und geprägt von vergangenen, gegenwärtigen und kommenden Ereignissen. Viele wenden sich von den sozialen Berufsfeldern ab - ganz ehrlich - sie könne es verstehen. Das drohende Elend sei kaum zu ertragen. Es gäbe zu wenig Mitarbeiter und zu viele zu betreuende Kinder. März 2020 habe das Landesamt für Statistik in Niedersachen rund 331.700 Kita-Kinder gezählt und Tagespflegepersonen betreuten weitere 23.800 Kinder. Auf diese Zahlen kämen 73.212 Erzieher*innen. Im Schnitt kämen 8 Kinder auf je eine Betreuungsperson. Wenn unter den 8 Kindern mindestens eines sei, welche Förderung brauche, stünden sie schon vor einem Problem.


Wir brauchen mehr Erzieher! - Manuela Mast (LINKEN-Landtagsabgeordnete)

Als arbeitende Mutter habe sie in den letzten 2 Jahren erlebt, wie oft Kinder aufgrund von Gruppenschließungen zu Hause betreut werden müssten. Das sei sehr zum Ärger der Eltern, welche schon der Kita-Leitung Vertragsverletzung vorwarfen. Doch sie habe auch bemerkt, dass die Leitung händeringend nach pädagogischen Fachkräften suche. Insgesamt wären ca. 300 Fehlstunden in einem Monat entstanden. Das aufzufangen, wäre auch für Eltern in Teilzeitberufen eine echte Heruasforderung. Es brauche aber nicht nur Erzieherinnen sondern auch Erzieher. Wenn Frauen in vormals männlichen Berufen die Chance ergriffen hätten, wären die Gehälter nach unten gesackt. Da Care-Arbeit für die Familie meist kostenfrei von der Frau erledigt werde, würden Care-Berufe meist schlechter bezahlt. Wenn also die Gehälter in dem Care-Beruf des Erziehers steigen soll, müsse man mehr Erzieher ausbilden und einstellen. Diese würden für höhere Gehälter kämpfen und diese auch durchsetzen. Daher meine Forderung: Mehr Männer in Care-Berufen!


Die spontane Rednerin Susanne Bornewasser, Vorstandsmitglied des ver.di-Ortsvereins, forderte noch eindringlicher, dass mehr Eltern auf diese Probleme hinweisen sollten, um die pädagogischen Fachkräfte in ihrem Kampf für bessere Rahmenbedingungen zu unterstützen.

Daniel Wagner, LINKEN-Landtagskandidat, ließ es sich nicht nehmen, für diese Demo einen Rollstuhl umzufunktionieren für eine transportable Tonanlage.

Reinhard Rhode, Kreistags-Abegordneter für die LINKEN, gesellte sich entspannt dazu und beobachtete das Geschehen. 

Es war ein guter, wertschätzender Austausch mit verschiedenen Perspektiven. Im September ist eine Fortsetzung geplant. Da heißt nur ein zum Abschluss: Stay tuned!