Gesundheit

Offener Brief zu AKH

"Auslagerung zurücknehmen"

Reinhard Rhode

Eben erhielten wir über einen Offenen Brief von Ernst-Günther Mörsel vom ver.di Bezirk Lüneburger Heide die Info, dass der AKH-Vorstand die Berufung gegen die Celler Arbeitsgerichtsurteile zurückgenommen hat. Wir folgen ihm in der Argumentation, dass dies in der Konsequenz nur heißen kann: Auslagerung der tertiären Bereiche (Küche, Reinigung, Logistik) zurückzunehmen. Hier der "Offene Brief an die Aufsichtsratsmitglieder" (das Foto ist von Jürgen Elendt):

Sehr geehrte Damen und Herren,

das AKH hat die Berufung gegen die Urteile des Celler Arbeitsgericht vom 28.07.2021 zurückgenommen. Damit erlangen diese Urteile Rechtskraft. Die Celler Richter beurteilten die Auslagerung der Wirtschafts- und Versorgungsdienste als rechtsmissbräuchliches Konzept.

Jetzt entscheiden Sie als Aufsichtsrätin oder Aufsichtsrat, ob Sie am Rechtsmissbrauch festhalten oder die Auslagerung zurücknehmen. Es geht um die Frage Ihres Respekts gegenüber der Judikative als dritter Staatsgewalt.

Wer sich jetzt noch auf das von Banken veranlasste S6-Gutachten beruft, der misst der Forderung der Banken eine größere Bedeutung zu als dem Urteil eines Gerichts. Das wäre ein verheerendes Signal in Zeiten von Politikverdrossenheit und erschreckend zunehmender Demokratiefeindlichkeit.

Freundliche Grüße

Dr. Ernst-Günther Mörsel


 

"Bitte keine Häme gegenüber Menschen, die weiter Maske tragen"

Behiye Uca

Mit großer Sorge kommentiert das Stadtratsmitglied Behiye Uca (Die Linke) die Aufhebung der Maskenpflicht und das Hin und Her um die Quarantäne:
"Mit Blick auf die Risikogruppen wäre der Wegfall der Quaratäne aus meiner Sicht verantwortungslos gewesen. Der Staat kann sich leider hier nicht auf das Handeln der Einzelnen verlassen."
Hinsichtlich der Aufhebung der Maskenpflicht fordert Uca Verständnis dafür ein, dass viele Mitbürgerinnen und Mitbürger sich mit Tragen der Maske weiter selbst schützen wollen: "Für viele Menschen stellt auch die Omikron-Variante eine große Gefahr dar. Sie haben ein respektvolles Verhalten verdient und keine Häme."
Uca, die wegen Infektionen in ihrer Familie nicht an der letzten Ratssitzung teilnehmen konnte, machte in diesem Zusammenhang auch eine schlechte Erfahrung mit der bundesweit einheitliche Telefonnummer 116 117 für den ärztlichen Bereitschaftsdienst. Darüber sollen niedergelassene Ärzte vermittelt werden, die in dringenden medizinischen Fällen ambulant behandeln, auch nachts und an Wochenenden: "Wir sind über die Warteschleife nicht hinausgekommen."


 

Corona gemeinsam besiegen

Solidarische Notbremse jetzt!

aus dem Landesausschuss

Die Bundesregierung agiert in der 4. Pandemiewelle so kopflos, als wäre es die Allererste. In kaum einem Land steigen die Inzidenzzahlen aktuell stärker als in Deutschland. Anderswo in Europa schaut man ratlos nach Deutschland und fragt sich, was hier los ist. In der Tat, die amtierende und neue Bundesregierungen haben offenbar aus den zurückliegenden Erfahrungen nicht sehr viel gelernt. 

Der Abbau der Impfzentren, die Aussetzung der Gratistests sowie das völlige Chaos bei den Booster-Impfungen hat die amtierende Bundesregierung zu verantworten. Statt der Priorisierung von Vergabe der Impftermine nach besonders Gefährdeten wird der Impfstoff nach dem Prinzip "wer zuerst kommt, malt zuerst" vergeben. Risikogruppen und Pflegeheime werden erneut im Stich gelassen. Dieses Vorgehen kostet Menschenleben.

Die Untätigkeit nach Wochen steigender Zahlen liegt jedoch auch in der Verantwortung der kommenden Koalition aus SPD, Grünen und FDP. Die Krankenhäuser sind überfüllt, die Pflegekräfte am Limit und die Infektionszahlen steigen und steigen. Jeden Tag sterben Hunderte. Immer häufiger werden wichtige Behandlungen und Operationen in den Kliniken aufgeschoben. Es ist eine katastrophale Situation für Patient*innen, für Angehörige und die Beschäftigten in den Kliniken. 

Mehr noch: Resignation, Apathie und Trauer, ja auch Wut und Zorn breiten sich aus im Land. Es wächst die Verzweiflung und das Misstrauen, es schwindet die Zuversicht. Das mindert nicht allein das individuelle Schutzverhalten vor der Pandemie, es erschüttert auch das gesellschaftliche Vertrauen in die Fähigkeit staatlichen Handelns. Jede sinnvolle und solidarische Maßnahme zum Infektionsschutz schützt nicht nur gefährdete Menschen. Die Einhaltung wird auch helfen, unsere Demokratie vor den anschwellenden Parolen rechter Verführer und falscher Propheten zu schützen. 

Das Richtige zur richtigen Zeit tun. Wir brauchen jetzt akute Maßnahmen. DIE LINKE steht an der Seite der Wissenschaft und fordert deshalb einen Lockdown gegen die herrschende Sars-CoV-2-Pandemie. Wir brauchen jetzt Handlungen und schnelle Entscheidungen. Die Erfahrungen aus den letzten drei Wellen haben gezeigt, dass nur ein frühzeitiges, energisches Einschreiten die Dauer der Maßnahmen deutlich senkt. Es braucht daher schnelle Schritte, die endlich nach Kriterien der wissenschaftlichen Erkenntnisse und der tatsächlichen Effizienz getroffen werden. Die Menschen sollen nicht schon wieder den ganzen Winter im Lockdown überdauern! 

Ein Lockdown hätte durch frühzeitiges Handeln und relativ milde Maßnahmen vermieden werden können - so wie in vielen anderen Ländern auch. Das Desinteresse oder die Unfähigkeit der Bundesregierung, aus den vergangenen Wellen zu lernen, macht fassungslos. Aber wir haben Vorschläge: Konkret und sofort!

Wir fordern:

Erstens, eine solidarische Notbremse. Das bedeutet die sofortige Kontaktreduktion und Absage von Großveranstaltungen. Dazu mehr Tests und das Recht auf HomeOffice, wo es irgend möglich ist. Alle Maßnahmen müssen sozial aufgefangen werden. Selbstständigen und Beschäftigten muss unbürokratischer und schneller geholfen werden als in den letzten Wellen. Wer in Kurzarbeit geht, muss 90 Prozent vom Lohn erhalten. Wer an die Vernunft der Menschen appelliert, sollte ihre Sorgen und Nöte respektieren. Dafür benötigt es klare Zusagen, dass niemand aufgrund neuerlicher Schließungsmaßnahmen zur Kontaktreduzierung seine Existenz verliert oder mit Einbußen rechnen muss. Es braucht einen lückenlosen sozialen Schutzschirm - ohne Wenn und Aber. 

Zweitens, ist uns klar: Impfen ist ein Akt der Solidarität. Um die hiesige Impfquote zu erhöhen, sollten alle noch existierenden Hürden abgebaut werden. Wir brauchen Gespräche, Gespräche und wieder Gespräche. Ja, noch immer gilt: Geduldige Aufklärung hilft! Nicht bei allen, aber möglicherweise bei vielen. Vor allem bei denjenigen, die mangels Sprachkenntnissen noch nicht genug wissen, oder auch bei jenen, die staatlichen Maßnahmen misstrauen. Es gibt mehrere Gründe, warum Menschen noch nicht geimpft sind sowie einige Vorbehalte, die mit geduldiger Information beseitigt werden können. Wir empfehlen den Einsatz mobiler Stadtteil-Impfteams, Wiedereröffnung von Impfzentren und der Start einer neuen proaktiven und transparenten Impfkampagne. Booster-Impfungen sollen alle bekommen; aber zuerst jene, die gefährdet sind. Apotheken und Pflegeeinrichtungen müssen beteiligt und Abhol- und Bringdienste eingerichtet werden.

Drittens, damit diese dritte nationale Notbremse hoffentlich die Letzte wird, muss auch international solidarisch agiert werden. Die Lizenzen für Impfstoffe müssen endlich global freigegeben werden, um das Risiko künftiger Mutationen und weitere Pandemiewellen deutlich abzusenken. Die jüngste Entdeckung einer neuen Virusvariante zeigt, dass die Pandemie nur global besiegt werden kann, durch hohe Impfquoten weltweit. 

Wir wissen: Dort, wo die Menschen ihrem Gesundheitssystem vertrauen, sind die Impfquoten höher. Und das Bundesverfassungsgericht hat uns am 30.11.21 gesagt: Eine Bundesnotbremse ist verfassungsrechtlich erlaubt. Eine schnelle Notbremse ist also möglich. Es ist Zeit, nach ihr zu greifen, damit im Winter so viele Menschen wie möglich geschützt werden. Nach zwei Jahren Corona haben die Menschen eine verantwortungsvolle Politik verdient, die ihre Sorgen und Nöte ernst nimmt; eine Politik mit Sorgfalt und Augenmaß, die sie schützt und soziale Sicherheit gibt, damit wir Corona gemeinsam besiegen können.