Sensibilisierung: Frühwarnzeichen einer gewaltvollen Beziehung

Manuela Mast

Manuela Mast klärt bei Verdener Mahnwache auf

Die 31-jährige Syrerin Suha A. verlor in der Nacht zum 9. September ihr Leben durch sechszehn Messerstiche vom syrischen Partner. Zu einer Mahnwache gegen Femizide kamen am 23. September viele Menschen auf dem Verdener Rathausplatz zusammen – unter anderem auch Manuela Mast. Das Landesvorstandsmitglieder von DIE LINKE. Niedersachsen erfuhr im Rahmen der Regionalkonferenz Nordost der mobilen Beratungsstelle davon. Als Feministin mit eigenen Erfahrungen zu häuslicher Gewalt entschloss sie sich, dort eine Rede zu halten.

Hier einige Auszüge aus ihrem Redebeitrag:

Auch sie trauere um Suha A. stellvertretend für alle Frauen, die von häuslicher Gewalt durch Männer betroffen wären und täglich um ihr Leben kämpfen müssten. Sie möchte aber nicht nur trauern.

„Ich möchte, dass wir diesen Schmerz eines weiteren Frauenverlustes in Widerstand verwandeln.“

Im Verlauf der Rede zeigte Manuela Mast die Frühwarnzeichen einer gewaltvollen Beziehung auf. Zu Beginn der Beziehung werde Frau auf Händen getragen. Doch schon bald würden alte Konfliktlinien aufgerissen oder neue im direkten Umfeld der Frau geschaffen. Gleichzeitig füttere der Mann die Frau mit Zuwendung und Anerkennung. Das Ziel sei die Isolierung der Frau vom persönlichen Umfeld und eine exklusive Bindung zu ihr herzustellen.

„Spitzen im gemeinsamen Freundeskreis, als Humor getarnt, untergraben immer mehr ihren Selbstwert und Glaubwürdigkeit ihrer Wahrnehmung.“

Erste Streitereien würden ihr zur Last gelegt und sie allein trüge Verantwortung dessen – auch wenn der Streit tatsächlich von ihm ausgehen würde. Die Frau wünsche sich den Mann aus früheren Zeiten zurück und glaube, sie könne ihn wiederbekommen. „Doch diese Figur sei von Anfang an nichts weiter als eine Illusion zum Anlocken und Binden gewesen und der Mann hat nicht das geringste Interesse diese Illusion weiter fortzusetzen.Gezielte Sprüche der Abwertung von dem Partner würden zu einer hohen Abhängigkeit der Frau führen. Der Zweifel der Frau an sich selbst und an der eigenen Wahrnehmung wachse weiter. Komplett isoliert, an sich selbst zweifelnd könne sie niemanden um Hilfe fragen. Ihre einzige Hoffnung und damit ihr späterer Untergang sei der Wunsch, die Illusion von dem Mann zurückzuholen. Kurzzeitig mag es den Anschein geben, dass es ihr gelänge, aber tatsächlich ziehe sich die Gewaltspirale enger.

„Das ist der Beginn einer Entwicklung, die für uns Frauen tödlich enden kann.“

Daher möchte sie, dass wir als Gesellschaft aufmerksam werden würden und Frauen vor der einsetzenden Häuslichen Gewalt mit tätlichen Übergriffen schützen würden.

„Also wenn ihr seht, wie eine Frau so von ihrem Partner innerhalb des ersten halben Jahres behandelt wird, bestärkt sie in ihrem Wert und steht ihr bei. Begleitet sie und zeigt immer wieder auf, wie wertvoll sie als Mensch ist. Gebt diesen Frauen Halt, Sicherheit und zeigt auf, dass der Täter nichts Gutes mit ihr im Sinn hat. Zeigt der Frau auf, an welche Stellen sie sich Hilfe organisieren kann. Akzeptiert aber auch, wenn die Sehnsucht nach dem tollen Mann sie wieder in die Arme des Täters treibt.“

Denn: Es brauche einen langen Atem, Verständnis und Anteilnahme, bis sich bei ihr der Mut entwickele, sich von ihm zu befreien.

Man solle nicht mit den Tätern sprechen, denn sie würden sich nicht ändern. Für den Täter sei sie nur sein Besitz, dass er kontrollieren muss, um sich eigenen Unzulänglichkeitsgefühlen nicht stellen zu müssen.